Das Fundmaterial aus Haubergs Zeit war nicht umfassend genug, um zu einem bleibenden Resultat zu führen, soweit es die Datierung und Einordnung der einzelnen Münzprägungen betrifft. Die Schatzfunde deckten wohl im großen und ganzen einen ebenso großen Teil der Periode ab wie heute, aber auf dem Gebiet der Einzelfunde waren die Angaben viel zu spärlich, um die Forderungen einer sicheren Plazierungsbestimmung zu erfüllen.
Es hat sich als zweckmäßiger erwiesen, das Anfangsjahr vor die von Hauberg behandelte Periode vom Frühjahr 1241 auf das Kalenderjahr 1234 zuruckzuverschieben.
Unter Berücksichtigung, daß die schonischen Münzreihen für die gesamte behandelte Periode eine Sonderstellung innerhalb des Münzwesens des Reiches einnehmen, wird für die Behandlung dieser Münzreihen auf eine besondere Untersuchung verwiesen.
Die Frage, die von entscheidender Bedeutung für eine Systematisierung der Münzprägungen der Periode ist, ist, ob man heute Kenntnis von den Münzprägungen hat, die von entscheidender Bedeutung für das Erstellen eines lückenlosen Emissionsverlaufes der respektiven Hauptprägeorte sind.
Unmittelbar scheinen die Angaben der neuhinzugekommenen Typen seit Hauberg zu zeigen, daß man bereits zu seiner Zeit im Besitz einer solchen Kenntnis war.
Die Ursache dafür, daß Haubergs Datierungsverfahren für den Großteil der Schatzfunde nach dem Jahre 1300 in die falschen Bahnen geriet, ist, daß er bei der Erfassung des Fundes von Fole (F.P. 52) die Münze MB 542 dem Typ MB 544 und anderen zugerechnet hat.
Die Fehlbestimmung war die Ursache dafür, daß der Fund von Fole durch Hauberg als um 1335 niedergelegt datiert wurde. Die richtige Datierung des genannten Fundes ist November-Dezember 1316.
Seit Hauberg sind nur vereinzelte Typen zum Vorschein gekommen. Zuerst soll die Münze vom Bischofsmarkt in Ärhus genannt werden, vgl. die Sammlung L. E. Bruun Nr.3690.
U.a. aufgrund ihrer Motivwahl muß sie von Bischof Svend von Århus nach 1334 geschlagen worden sein.
Im Fund von Trustrupgård (F.P. 1704) erscheint eine Variante der Münze MB 233 aus dem Jahre 1280/81. Diese Münze wird doch dem König Erik Glipping und dem Bischof Peder Bang als aus dem Sommer 1277 stammend zugeschrieben.
Aus dem Fund von Sakskøbing (F.P. 1039), der in den Herbst 1282 datiert wird, stammt eine Variante der seeländischen Landesmünze vom März 1282/September 1283 - MB 208. Diese Variante repräsentiert den Bischof Ingvar (1280-23-4-90).
In dem Kriegskassenfund von Vejstrup (F.P. 2253), der in den August 1328 datiert, erscheint ein einzelnes Exemplar einer Münze mit einer Krone ohne Korpus auf der Aversseite und mit einem Nesselblatt auf der Reversseite. Diese Münzprägung wird dem Grafen Gert als neuernannten Herzog von Schleswig auf dem Reichstreffen vom 15. August 1326 zugeschrieben.
In dem gleichen Fund ist im übrigen eine andere schleswigsche Münze repräsentiert. Die Averseeite führt als Waffenzeichen einen an beiden Enden mit einem Kreuz versehenen Stab zwischen einem Halbmond und Stern. Vermutlich muß die Emission unmittelbar vor die Wahl Valdemars III. zum König am 7. Juni 1326 datiert werden.
Außerdem findet sich ein Hauberg ebenfalls unbekannter Typ, der in einem einzigen Exemplar auf Hjelm gefunden wurde. Die Motivwahl besteht aus einer Lilie auf der Aversseite der Münze kombiniert mit zwei gekreuzten Bischofsstäben unter einem Stern auf der Reversseite. Es handelt sich sicher um einen Entwurf für die Gemeinschaftsmünze der Krone und Kirche von Viberg für das Emissionsjahr 1290/91 - MB 496.
Das Dogma des jährlichen Münzwechsels als eine feste Institution, das während der gesamten Periode in Gebrauch war, hat seinen Hintergrund in bestimmten Verordnungen. Die Münzreihen zeigen jedoch etwas anderes.
Vor dem Regierungswechsel im Sommer 1278, als der Truchseß Uffe Nielsen Neb zurücktrat und von Peder Nielsen Skovgaard abgelöst wurde, ist der jährliche Typenwechsel nicht praktiziert worden. Das gleiche gilt in einem gewissen Umfang auch für die Zeit nach 1316.
Niels Stigsen
Seine Idee auf dem monetären Gebiet war die Erneuerung des Münzwesens des Reiches - eine Idee, die ihm für Seeland, Jütland/Fünen und Schleswig durchzuführen gelang, wohingegen es ihm aber nicht glückte, die Schonenmünzen in das von ihm etablierte "Reichs"system mit einzubeziehen.
Die erste westdänische Münzprägung wird von der im europäischen Münzwesen einzigartigen ANNO-DOMINI-Münze von 1234 - V.II.12 markiert. Hauberg ordnete die Münze Lund zu.
Nils Ludvig Rasmusson führte 1935 als Alternative die Möglichkeit für eine Einordnung nach Roskilde oder Ribe an.
Fritze Lindahl plazierte 1963, ohne näher auf die Alphabetsfrage Unzial- oder Kapitalschrift einzugehen, die Münze in Boskilde.
Die Angabe von der Verwendung der zwei Alphabete scheint von entscheidender Bedeutung für eine Ortsbestimmung zu sein, da von den Landesmünzen in Roskilde konsequent das Unzialalphabet in Umschriften für die folgenden Typen Valdemars II. angewendet wird.
Ebenso konsequent wird von der Landesmünze in Ribe in Gemeinsamkeit mit den übrigen jütisch/fünischen Offizinen (Prägeorten) die Kapitalschrift verwendet.
Es wäre im Anschluß an das hier angeführte relevant den Schluß zu ziehen, daß für die Ortsbestimmung des Types ein sowohl als auch vorliegt, d.h., daß die Münze sowohl von Roskilde als auch von Ribe ausgegangen ist.
Um die Idee von der Etablierung einer "Reichs"-münze zu realisieren, mußten die übrigen jütisch/fünischen Münzprägungen notwendigerweise ebenfalls der Gemeinschaft angeschlossen werden. Aber auch die Stellung von Ribebischof Gunner als Teilhaber der Ribemünze ist augenscheinlich ein Nachteil für den Ausbau des Systems gewesen. Dieser Gesichtspunkt muß hinter dem Tausch zwischen Krone und Ribebischof im Sommer 1234 gesteckt haben.
Bereits im Laufe des Spätsommers 1234 sind die Münzmeister der Regierung bereit zu einer neuen Münze. Auf Seeland wird der Linie von der ANNO DOMINI-Münze mit einer Münze mit dem Königsporträt auf der Aversseite und einer Mitra auf dem Revers gefolgt V.II.30. In Jütland läßt die Regierung ebenfalls eine neue Münze in Ribe V.II.41 mit einer Motivwahl schlagen, die als repräsentativer Prototyp für die jütisch/fünischen Gemeinschaftsprägungen der folgenden Jahre betrachtet werden kann. Die Motivwahl, die im Mittelfeld der Aversseite plaziert ist, besteht aus zweimal dem Buchstaben "I" unter einer Krone. Das Motiv kennzeichnet die vereinigten Jütlande unter der Krone.
Das jütisch/fünische Emissionsmuster im Herbst 1234 zeigt, daß auch an lokalen Prägestätten im Gebiet Münzen geschlagen wurden. Die eine dieser Münzprägungen hat anstelle des Sigels für die zwei Jütlande den Buchstaben "E" auf dem Mittelfeld der Aversseite V.II.428. Eine Erbhypothese stellt diese Münze nach Odense als eine gemeinsame Münzprägung für die Könige Valdemar II. und Erik Valdemarsen.
Die andere von den im Herbst 1234 aus den jütischen Lokaloffizinen ausgehenden Münzen folgte ebenfalls der Landesmünze von Ribe, hat aber anstelle des gekrönten Sigels für die zwei Jütlande auf der Aversseite ein "A" im Mittelfeld, vgl. V.II.42.
Von "A" muß vermutet werden, daß es sich auf Århus oder Ålborg bezieht. Die nachfolgende Emissionsreihe zeigt, daß nur von Århus die Rede sein kann.
Bei Beginn des Kalendeijahres 1235 wechselt der Kanzler die seeländische Landesmünze mit dem Typ V.II.28 aus. Diese Münzprägung wird von V.II.29 gefolgt, die bis zum Tode Valdemars im Frühjahr 1241 fortgesetzt wird.
In dem jütisch/fünischen Emissionsgebiet führt der Kanzler im Januar 1235 die letzte Stufe seiner Münzreform durch, sodaß sämtliche Offizinen im gesamten Gebiet, die Landesmünze in Ribe und die Münzen in den Unteroffizinen in Århus, Viborg und Odense einschließend, von nun an und bis zum Tod Valdemars II. gleichartige Münzen mit dem gleichen Waffenzeichen in Form des Sigels für die zwei Jütlande, jedoch ohne die Krone der Herbstprägung von 1234, schlugen. Eine Ausnahme hiervon ist die Offizin Odense, die im Frühling 1241 das Sigel für die zwei Jütlande durch ein "O" für Odense ersetzt.
Nachdem Erik Plovpenning als Alleinherrscher nach dem Tod des Vaters am 28. März 1241 die Regierungsmacht übernommen hatte, emittierte Roskilde die Landesmünze MB 30. Diese Münzprägung hat auf dem Mittelfeld des Avers ein gesenktes Schwert zwischen einem Hallbmond und einem Stern. Das Mittelfeld des Revers besitzt einen Schlüssel zwischen zwei Kleeblättern.
Das Bemerkenswerte bei dieser Ausmünzung ist, daß das Motivgleichgewicht zwischen Krone und Kirche gebrochen ist.
Es muß vermutet werden, daß diese Münze bereits zu Beginn des Kalenderjahres 1242 von der Münze MB 39 abgelöst wird, die durch ihre Motivwahl die wiederhergestellte Motivgleichheit unterstreicht.
Die Münze wurde wahrscheinlich bis zum Jahreswechsel 1244/45 geschlagen, wo sie von einer neuen Münzprägung MB 8 abgelöst wird, die immer noch das Motivgleichgewicht aufrechterhält. Nach dem Fall Niels Stigsens im Sommer 1245 wird diese Ausmünzung durch MB 32 ersetzt.
Innerhalb des jütischen Emissionsgebietes manifestiert sich der Tod Valdemars II. umgehend, u.a. in Form der politischen Deroute der Regierung gegenüber Schleswig, da die neuen Landesmünzen von der Hauptoffizin in Ribe und der Offizin in Århus motivmäßig diese Niederlage markieren, vgl. MB 34.
Die betreffende Münzprägung ersetzt somit das Sigel der Aversseite für die zwei Jütlande mit einer Szepterlinie, während die Gebietsbezeichnung - nun eingeschränkt auf Nordjütland - ihren Ausdruck in Form eines einzelnen "I" auf dem Mittelfeld der Reversseite findet.
Vom Januar 1242 ab, emittierte Viborg die Münze MB 139, die nun teils deutlich angibt, daß sie in Viborg geschlagen wurde, teils daß die Kirche nun offen als Teilhaber der Viborgmünze auftritt.
Gleichzeitig geschieht eine kleinere Typenanpassung der Landesmünze in Ribe von MB 34 nach MB 35. Diese Anpassung läuft darauf hinaus, daß das "I" der Reversseite durch eine Krone ersetzt wird.
Nach dem Fall von Niels Stigsen im Laufe des Sommers 1245 führt Nordjütland einen ganz neuen Typ MB 23 und MB 21 ein, Ribe bzw. Viborg repräsentierend, in Übereinstimmung mit dem bisherigen Offizinmuster unter Anschluß von MB 154, die vermutlich von Schleswig ausging.
Die Existenz der Odense-Münzreihe wird von einer Reihe von Emissionen bekräftigt, die als Gemeinschaftsprägungen zwischen der Krone und Kirche hervortreten, vgl. MB 11 und MB 12 aus der Zeit nach 1242.
Der Beginn des Jahres 1245 wird durch das Kirchentreffen in Odense markiert und durch die auf dem Treffen, am 22. Februar, beschlossenen Statuten. Die Linien, die hier aufgezeigt wurden, haben sicher zum Fall des Kanzlers beigetragen, aber die politische Entwicklung, die vorausging, ist in dieser Beziehung entscheidend gewesen.
Übersetzung: Eva Hübner
Tafel II
Ausmünzungen Valdemars II. aus Lund 1234 sowie aus dem
seeländischen und dem jütisch/fünischen Emissionsgebiet
in der Periode von 1234 bis zum 28. März 1241.
Anmerkung: (1). Der betreffende Emissionswechsel wurde nicht von einer Wertänderung diktiert, sondern vermutlich von der politischen Situation, die durch die Wiedereröffnung der Schleswigmünze markiert wird. Der Emissionswechsel kennzechnet im übrigen die veränderte Stellung der Odensemünze im Offizinmuster ab dem Frühjahr 1241.
Tafel III
Erik Plovpennings Ausmünzungen aus den seeländischen
und den nordjütischen Emissionsgebieten sowie von Fünen
und dem Herzogtum Jütland (Schleswig) in der Periode
vom Frühjahr 1241 bis Sommer 1245.
Einzelfunde von Valdemar II-Münzen östlich (Øst for Storebælt) bzw. westlich (Vest for Storebælt) des Grossen Belts in der Periode 1234 bis 28/3 1241.
Einzelfunde von Erik Plovpenning-Münzen von Seeland (Sjælland) bzw. Nordjütland (Nørrejylland) in der Periode 28/3 1241 bis zum Sommer 1245.